Der fulminante Erfolg von Amazon, in einem Marktsegment (E-Commerce Marktplatz) innerhalb weniger Jahre eine dominante Stellung einzunehmen, sollte Beteiligungs-Gesellschaften sensibilisieren. Noch mehr Beachtung sollte allerdings der Umstand finden, dass Amazon und Co gleichzeitig in der Lage sind, nahezu aus dem Stand, Markteintrittsbarrieren in kürzester Zeit einzureißen und für sie neue Märkte komplett umzukrempeln.

1. Ebene: Due Dilligence

Zum einen sollten die Art und die Inhalte der Due Diligence (Finance, Operations, Markt, Wettbewerb, Risiko, etc.) um zwei, existentielle Kernfragestellungen ergänzt werden:

Inwieweit ist das bisherige Geschäftsmodell dem Risiko ausgesetzt, durch die Digitalisierung obsolet zu werden? Bei der Beantwortung geht es um den potenziellen, zukünftigen Einfluss der Digitalisierung auf die relevante Branche. 

Beispiele für Disruption:

  • lokaler Taxi-Ruf versus mytaxi
  • Wöhrl Mode versus Zalando
  • BCG Travel versus booking.com / HRS
  • Holmes Place versus IFITNESS
  • Langenscheidt versus Googlemaps und LEO
  • World of Video versus Netflix

Inwieweit hat das Unternehmen das Potential, die sich aus der Digitalisierung ergebenden Herausforderungen für sich als Chancen zu nutzen? Bei der Beantwortung der Frage geht es im Kern um

  • den digitalen Entwicklungsgrad des Unternehmens
  • die digitalen Ressourcen, über die es verfügt bzw. in Zukunft verfügen muss sowie
  • die Erfolgsaussichten der digitalen Transformation

Die richtigen Antworten auf diese zentralen Fragestellungen zu liefern, wird in der Zukunft über den Erfolg bzw. Misserfolg einer Transkation entscheiden.

Vor diesem Hintergrund sollten Beteiligungs-Gesellschaften bei jeder möglichen Akquisitionsbewertung eine „digitale Due Dilligence“ integrieren und entsprechende externe Experten zu Rate ziehen.

2. Ebene: Portfolio-Analyse

Zum anderen stellen sich für Beteiligungs-Gesellschaften die Fragen, inwieweit

  • deren Portfolio-Unternehmen durch die Digitalisierung bedroht sind bzw. hiervon profitieren können
  • einzelne Unternehmen sogar Gefahr laufen, zu einem „digitalen“ Sanierungsfall zu werden, da ihr Geschäftsmodell komplett obsolet wird bzw. durch ein disruptives Geschäftsmodell in seinen Grundfesten beschädigt wird
  • das Management der Portfolio-Unternehmen über die Expertise und Erfahrungen verfügt, strategische Antworten auf die Digitalisierung zu liefern
  • die digitale Transformation mittels weiterer Akquisitionen möglich ist

Die jüngste CFO Befragung von EY kommt zu dem Ergebnis, dass neue digitale Wettbewerber, die umfassende Anwendung von Data Analytics sowie das „Internet of Things“ die drei größten Herausforderungen für Unternehmen repräsentieren. Dies auch zu recht, denn eine Studie von BCG/Business Week zeigt, dass der total shareholder return von Geschäftsmodellinnovatoren um ein Vielfaches höher ist als bei Prozess- und Produktinnovatoren.

Hinzu kommt, dass sich das Geschäft digitaler Angreifer meist exponentiell entwickelt und sie ihren Ursprung gar nicht in den Branchen haben, die sie angreifen.

In dem Wettbewerb um die besten Unternehmensakquisitionen im Zeitalter der Digitalisierung werden die Beteiligungs-Gesellschaften vorne liegen, die über entsprechendes Know-How verfügen bzw. sich dieses durch externe (interimistische) Berater zu eigen machen.